Loslassen – ein Erfahrungsbericht

The art of life is letting go.

mann springt ins wasser
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Die Kunst des Lebens ist es, loszulassen. Oder – wie sicher jede:r von uns schon mal gehört hat: „Du musst loslassen!“

Und wenn du es schon mal versucht hast, weißt du: Das ist eindeutig einfacher gesagt als getan. Erstens funktioniert „müssen“ bei den wenigsten von uns. Und zweitens stehen wir uns selbst im Weg.

Unser Gehirn nämlich mag Veränderungen gar nicht. Es liebt dafür Gewohnheiten. Etwas loszulassen bedeutet aber, dass sich etwas verändert. Selbst wenn die Veränderung eine gute ist, tut sich unser Gehirn damit schwer. Dazu kommt, dass unser analytischer Teil im Gehirn alles verstehen will – vor allem den Sinn dahinter. Also sucht es Gründe für dieses und gegen jenes. Deshalb tun wir uns auch oft mit Entscheidungen so schwer.

To go or not to go

Ich habe erst kürzlich selbst erlebt, wie schwer loslassen sein kann, selbst wenn man es möchte. Meine Lieblingsband ist Depeche Mode. Oder soll ich sagen „war“? Aber der Reihe nach: Natürlich hatten einer meiner Lieblings- und Lebensmenschen und ich Karten für das Depeche Mode-Konzert im Wörthersee-Stadion. Eine andere Freundin schloss sich uns an: Wenn Depeche Mode kommt, gehen wir hin. Oder fahren in diesem Fall.

Schon Wochen vor dem Konzert bemerkte ich, wie sich ein unangenehmes Gefühl in mir ausbreitete, wenn ich an das Konzert dachte. Es war ein Gefühl von Lustlosigkeit und Stress. Vorfreude, wie ich sie sonst immer gehabt hatte, gab es keine. Mein Hirn ganz lapidar: „Aber es ist ja Depeche Mode! Das hat uns doch immer gefallen.“ Soll heißen: Keine weiteren Diskussionen bitte!

Ein altes Muster

Es stellte sich heraus: Auch Lieblingsbegleiter und Freundin hatten keine Lust. Und so trafen wir die Entscheidung, unsere Karten loszuwerden und nicht zu fahren. Kaum war die Entscheidung gefallen, wandelte sich mein ungutes Gefühl in eines der Entspannung und Erleichterung.

So weit, so gut. Mein Hirn war nämlich noch nicht im Boot. Es begann gleich auf mich einzureden: „Was, wenn es dir danach leid tut, dass du nicht dabei warst? Wer weiß, was du verpasst! Es hat doch immer so viel Spaß gemacht!“

Ich dachte zu diesem Zeitpunkt zum ersten Mal bewusst darüber nach, warum ich ursprünglich auf dieses Konzert gewollt hatte. Und mir wurde klar: Weil ich vorher eben auch immer auf den Konzerten von Depeche Mode war. Mir fiel aber auch ein, dass ich seit Jahren kaum noch Depeche Mode höre. War es vielleicht einfach nur ein altes Muster, das ich – ohne darüber nachzudenken – abspulen wollte?

Während mein Gehirn noch immer vor sich hinmaulte, versuchte ich ihm klarzumachen: Man darf Dinge durchaus loslassen. Auch dann, wenn es früher gut war. Das heißt aber nicht automatisch, dass es noch immer gut ist und gut tut.

Gehirn Glühbirne Kreativität

Hirn sucht Schublade

Es kamen der Konzerttag und der Konzertabend. Mein Gefühl war noch immer gut. Auch wenn mein Hirn das nicht wahrhaben wollte. Es meldete sich immer wieder mal zu Wort: „Jetzt wärst du schon dort! Kannst du dich noch erinnern, bei diesem einen Konzert, das war so emotional, dass dir die Tränen gekommen sind! Du wirst es bereuen!“

Ich verbinde wirklich viele gute Erinnerungen mit Depeche Mode. Auf die Band gekommen bin ich durch meine damals beste Freundin. Und auf fast allen Konzerten war ich mit besagtem Lebensmenschen. Trotzdem hat es sich gut angefühlt, dass ich dieses Mal nicht dabei war.

Mein Hirn war irgendwann beleidigt … meldete sich aber gleich am nächsten Morgen wieder zu Wort. Dieses Mal auf der Suche nach einer neuen Schublade: nämlich der mit den Gründen, warum es denn eine gute Idee war, nicht zu dem Konzert zu fahren. Ich ertappte mich dabei, im Internet nach Berichten zu suchen, die von einem schrecklichen Unwetter berichteten oder sonstigen dramatischen Vorfällen, die einen Nicht-Besuch total sinnvoll gemacht hätten.

Ich fand nicht viel. Außer einem Bericht, in dem es hieß, dass die Tonqualität im ersten Drittel des Konzerts nicht besonders gut war. Mein Hirn jubilierte. Es hatte endlich die neue Schublade gefunden. Ich zuckte mit den Schultern. An meinem Gefühl änderte sich nichts. Mir ging es gut. Meinem Hirn endlich auch.

Mein Fazit?

Dinge verändern sich. Sie dürfen sich verändern. Wir müssen nicht an allem festhalten. Vor allem dann nicht, wenn es uns gerade nicht oder nicht mehr gut tut.

Bei mir war der Prozess des Loslassens schon lange im Gang, ohne dass ich es überhaupt mitbekommen hatte. Meistens ist es jedoch so, dass wir den Prozess selbst in Gang bringen und diesen Weg gehen müssen. Das bedeutet auch, dass wir uns anschauen sollten, was dahintersteckt: Werte, Glaubenssätze, Erfahrungen, etc. Dann braucht der Prozess natürlich ungleich länger, als er bei mir in diesem Fall dauerte.

In jedem Fall gilt aus meiner Sicht: Etwas loszulassen ist nicht leicht, zahlt sich aber aus. Aber: Unser Gehirn braucht Zeit, gib sie ihm. Und ganz wichtig: Hör auf dein Bauchgefühl.

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